Was sich ohne Mühe belegen lässt, ist eine in frühen Gesellschaften verbreitete Verräumlichung von Zeit. Denn Zeit muss auch in frühen Gesellschaften nicht entdeckt werden. Sie ist da. Nur eben in "Engführung" an einen vielfältig ausgezeichneten Raum. Ordnung muss sein, um räumliche Differenzierungen bieten sich an. Sie sind leichter zu handhaben als zeitliche. Überspitzt lässt sich sogar formulieren: Die gesamte frühe Existenz ist gleichermaßen "in Raum verpackt".
Die soziokulturelle Entwicklung zeigt indes den Verschleiß von Raum in der Geschichte. Räumliche Ordnungsschemata lassen sich nicht mehr durchhalten, statt dessen rücken Zeitkonzepte zunehmend in den Vordergrund. Beschleunigung und Geschwindigkeit als Kennzeichen der Moderne besetzen die Organisation menschlicher Lebenswelten. Raum, sofern ihm noch eine Bedeutung zukommt, hat nurmehr Enklavencharakter.
"Die konsequente kulturwissenschaftliche Einbindung religiöser Phänomene hebt sich wohltuend von den immer noch wirksamen religionsphänomenologischen Ansätzen ab."
Prof. Dr. Burkhard Gladigow
Stammesgeschichte und Signifikanz des Raumes - Evolutionäre Erkenntnistheorie bei Lorenz - Psychophysiologische Faktoren - Genetische Erkenntnistheorie
Geographische Aspekte - Zum religionsökologischen Ansatz - Geographischer Raum und sozialer Raum
Aspekte räumlicher Strutkurierungen - Zur Sozialdimension von Raum - Raum und Verwandtschaftsordnungen - Die symbolische Dimension von Raum
Raum als primäre Interpretationskategorie? - Paradigmenwechsel - Enklaven - Die "neue Unendlichkeit": virtuelle Welten
Bibliographie, Ethnien- und Personenregister
Rolf Gehlen:
Welt und Ordnung.
Zur soziostrukturellen Dimension von Raum in frühen Gesellschaften.
Religionswissenschaftliche Reihe, Bd. 8.
1995. 258 Seiten.
ISBN 978-3-927165-39-7
25,00 € [D], 25,70 € [A], 42,90 SFr.
---
[2006]