Kritik an Religionen? Für die Religionswissenschaft spielt diese Frage eine nebengeordnete Rolle. Sie gehört nicht zu ihren klassischen Aufgabenstellungen.
Die Auseinandersetzungem um Neue Religionen oder den sog. islamischen Fundamentalismus fordern aber auch die Religionswissenschaft dazu heraus, zu ihrem Gegenstand kritisch Position zu beziehen.
Dieses Buch stellt verschiedene Antworten der heutigen Religionswissenschaft einschließlich der relevanten Nachbardisziplinen (Soziologie, Pädagogik, Philosophie, Rechtswissenschaft, Psychologie) vor. Theoretische Fragestellungen werden mit konkreten Phänomenen, etwa der Mädchenbeschneidung, verknüpft.
Die Beiträge sind aus einem Symposion des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienstes e. V. REMID vom November 1995 hervorgegangen.
"Eine über den 'wertneutralen' Zugang mit seinen impliziten normativen Setzungen hinausgehende Kritik an Religionen bedarf eines erweiterten Standpunktes. Eine explizit formulierte wissenschaftliche Kritik am Forschungsgegenstand muß sich wissenschaftstheoretisches Terrain für eine eigene Position schaffen. Das bedeutet, daß die Forschenden Kriterien und Prämissen formulieren müssen, die eine wissenschaftliche Kritik ermöglichen. Hier aber herrscht Uneinigkeit, inwiefern das überhaupt möglich ist und ob es Wertvorstellungen gibt, die sich allgemeingültig aus einer wissenschaftlichen Beschäftigung ergeben, oder ob nicht mit wertgebundener Kritik in jedem Fall die Grenze zum politischen Engagement überschritten ist. Schließlich die Frage, welche Werte die 'westliche' Wissenschaft legitimerweise auf ihre Fahnen schreiben soll, kann oder darf."
Aus dem Vorwort
"Eine der Stärken dieses Sammelbandes ist die Mischung der Artikel, bei der nicht nur 'akademische' Beiträge aus der Religionswissenschaft, sondern auch solche aus Nachbardisziplinen sowie von NachwuchswissenschaftlerInnen aufgenommen wurden ... So finden sich im zweiten Teil des Buches Artikel aus der Sicht der Philosophie, der Religionspädagogik, der Psychologie und der Rechtswissenschaft. In all diesen Beiträgen wird deutlich, wie unterschiedlich die Frage einer Kritik an Religionen in unterschiedlichen kulturellen Zusammenhängen beantwortet wird. ... Der Querschnitt des Buches verhilft - ohne Anspruch auf endgültige Antworten - auch Nicht-AkademikerInnen zu neuen Einsichten. ... Kritik an Religionen ist ein weiteres Buch aus dem Marburger diagonal-Verlag, das sich durch Sachlichkeit und präzise, ausgewogene Darstellung auszeichnet. Es ist ein wichtiges Buch vor allem für all jene, die in ihrer Arbeit mit religiösen Fragen beschäftigt sind oder als Führungskräfte oder Multiplikatoren Fragen zum Umgang mit unterschiedlichen religiösen Vorstellungen beantworten müssen."
Matthias Pilger-Strohl in: Humanismus aktuell, 2. Jahrgang 1998, Nr. 3, S. 99-101.
Gritt Maria Klinkhammer, Steffen Rink und Tobias Frick (Hg.):
Kritik an Religionen.
Religionswissenschaft und der kritische Umgang mit Religionen.
2001. 250 Seiten
ISBN 978-3-927165-49-6
20,00 € [D], 20,60 € [A], 34,90 SFr.
Gritt Maria Klinkhammer, Religionswissenschaftlerin, war Vorsitzende des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienstes e. V. REMID und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für religiöse Sozialisation der Universität Bayreuth. Heute ist sie Professorin für Religionswissenschaft in Bremen.
Steffen Rink, Politologe und Religionswissenschaftler, war Vorsitzender von REMID. Er arbeitete danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei REMID, ist Verleger und Publizist. Er lebt in Marburg.
Tobias Frick, studierte Religionswissenschaft, Politikwissenschaft und Medienwissenschaft in Marburg und lebt in Oldenburg.
[2006]
REMID e. V.
Religionswissenschaftliche Reihe
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