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Religionswissenschaftliche Reihe | Bd. 15

Coverabbildung

Die Zeiten, in denen ein schulmedizinisch ausgebildeter Arzt für Krankheiten und die religiösen Spezialisten der Kirchen für die Seelsorge zuständig waren, sind vorbei. Angesichts des Bedeutungsverlustes der etablierten Kirchen für die religiöse Sinnstiftung und von Legitimitätskrisen der Schulmedizin sowie des traditionellen Gesundheitssystems rückt der Zusammenhang von "Heil" und "Heilung" bei den Patienten immer stärker ins Bewusstsein.
In dieser Situation übernehmen immer öfter Therapeuten Funktionen, die bislang eindeutig Ärzten und kirchlichen Seelsorgernzugeschrieben waren. Das Verhältnis von Arzt, Therapeut und Patient unterliegt seit mehreren Jahren einer tiefgreifenden Wandlung, auf die die etablierten Institutionen des Gesundheitswesens und der Religionen noch nicht hinreichend reagiert haben.
Anhand einer eigenen empirischen Untersuchung analysiert Peter Kaiser diese neuen Zusammenhänge und stellt sie in den Kontext einer "nachchristlichen" religiösen Landschaft in Deutschland und einer sich verändernden »Szene« auf dem Gesundheitsmarkt.
 

Aus dem Buch

"Die vorliegende Untersuchung evaluierte das therapeuten- und therapiespezifische Verhalten von eher gesunden als kranken Patienten zwischen 20 und 60 Jahren bezüglich ihres religiös-weltanschaulichen Hintergrundes unter zusätzlicher Berücksichtigung soziodemographischer Parameter wie Geschlecht, Alter und Schulbildung. Die beschriebenen gesellschaftlichen Prozesse betreffen nicht alle Bürger im gleichen Umfang, so dass hier getroffene Aussagen über Einstellungen und Verhalten von Angehörigen des so genannten Selbstverwirklichungsmilieus nicht automatisch auf Personen anderer Milieus übertragen werden dürfen, somit nicht allgemeingültigen Charakter besitzen. Dies trifft auch auf die nun abschließenden Betrachtungen zu.
 
Selbst wenn das New Age Zeitalter eigentlich schon wieder zu Ende ist, hat sich in westlichen Industrienationen in gewissen Bevölkerungskreisen eine 'nachchristliche Religiosität' etabliert, welche den Plausibilitätsverlust der christlichen Religion überwinden und mit dem Bewusstsein und der Erkenntnis einer kosmischen Ganzheit verknüpfen möchte.
Vermittler dieser 'religiös-spirituellen' Inhalte können heute u. a. Therapeuten aus dem alternativen Spektrum der Medizin sein, im Sinne einer Einheit von 'Heil und Heilung': Wenn den Erwartungen des Patienten nach Zuwendung, positiver Verstärkung und individueller Ausrichtung der Therapeuten-Patienten-Interaktion entsprochen wird, erhöht dies die Kraft des Glaubens und die Compliance. Beide Faktoren per se wirken sich positiv auf die Krankheitsverarbeitung und den Krankheitsverlauf aus.
Da die meisten der Entscheidungsträger in den Kirchen wie im medizinischen Sektor diese Entwicklung bewusst nicht wahrnehmen (wollen), werden 'alternative' Angebote zur Bedürfnisbefriedigung zunehmen, was im übrigen eine logische Konsequenz des postmodernen Werte- und Angebotspluralismus ist. Es bleibt allerdings zu hoffen, dass wertkonservative Kreise beider 'Institutionen' toleranter gegenüber normabweichenden Entwicklungen werden und dies eher als ein positives Zeichen der Handlungsfreiheit in einer Demokratie werten und dem Individuum nicht die kognitiven Fähigkeiten aberkennen, selbst nach einer Bedeutungshaftigkeit zu suchen."
Aus: Kapitel 5 - Ausblick.

 

Buchdaten

Peter Kaiser:
Arzt und Guru.

Die Suche nach dem richtigen Therapeuten in der Postmoderne. Soziokultureller Hintergrund von Patienten und sein Einfluss auf die Therapeuten- und Therapiewahl.
Religionswissenschaftliche Reihe, Bd. 15.
2001. 250 Seiten.
ISBN 978-3-927165-72-4
25,00 € [D], 25,70 € [A], 42,90 SFr.

Der Autor

Dr. med. Dr. phil. Peter Kaiser, geb. 1961, studierte Humanmedizin, Ethnologie und vergleichende Religionswissenschaft und arbeitete unter anderem am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Die vorliegende Studie ist Teil seiner religionswissenschaftlichen Promotion.
Gegenwärtig ist Peter Kaiser in der klinischen Psychiatrie tätig und Dozent an der kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Medizin im Kulturvergleich und der Einfluss religiöser Glaubenssysteme auf Gesundheit und Krankheit.
[2004]
 

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