Religionswissenschaft

Religiöse Vielfalt ist mehr als evangelisches und katholisches Christentum, Islam und Judentum. Mormonen, Pfingstkirchen, Christengemeinschaft, Zeugen Jehovas und viele weitere christliche Richtungen verfügen oft schon seit Generationen über Gemeinden in der Nachbarschaft, neue Gruppierungen wie die Jesus Freaks sind in den letzten Jahrzehnten hinzugekommen. Die christlichen Kirchen haben sich verändert, und mit dem Islam, Buddhismus und Hinduismus haben auch die Weltreligionen in der Gesellschaft Fuß gefasst. Und schließlich gibt es Menschen, die sich auf Religiosität jenseits herkömmlicher Überlieferung beziehen.
Wie sieht das Leben in diesen Gemeinschaften aus? Was sind die Gründe für eine Mitgliedschaft oder gar eine Konversion? Was macht nichtchristliche Spiritualität attraktiv?
Die Antworten, die in den Beiträgen dieses Buches gegeben werden, stehen beispielhaft für Facetten religiöser Pluralität der Gegenwart, die sowohl durch unterschiedliche Lebensstile und individuelle Entscheidungen als auch durch traditionelle Zugehörigkeiten bestimmt sein kann. Sie führen uns Fremdes und Vertrautes vor Augen und sprechen von der Bedeutung von Religionen in unserer gegenwärtigen Kultur.

Das Buch ist das Ergebnis religionswissenschaftlicher Feldforschung vor Ort. Die Beiträge geben deshalb auch Aufschluss über die Prozesse von Kontaktaufnahme, Teilnahme und Analyse, den Schwierigkeiten und Erfolgen.

Inhalt

Edith Franke: Die Erforschung lokaler Religionen als Aufgabe der Religionswissenschaft.
Nancy Wistuba: Das Problem von Nähe und Distanz im empirischen Forschungsprozess
Alexandra Prochnow: Die Kraft der Gesänge. Angebote "Spirituellen Singens" in Hannover.
Verena Schmidt: Räuchern, Rasseln, Rituale. Portrait der Gruppe "Weise Frauen".
Birgitt Cnyrim: Der Weg ins Licht. Zur Bedeutung der individuellen Biographie für die religiöse Ausrichtung.
Mailin Thomas: Lebensalltag mormonischer Jugendlicher
Steffen Führding, Werner Trolp: Zwischen Tradition und Ökumene. Die griechisch-orthodoxe Gemeinde in Hannover und ihr Verhältnis zum Dialog mit anderen Konfessionen.
Ulrike Billib: Neuorientierung des Lebens mit Hilfe der Christengemeinschaft.
Eva-Maria Schulz: »Daddy's Gonna Pay For Your Crashed Car.« Hintergrund und Aspekte der gelebten Religiosität bei den Jesus Freaks Hannover.
Barbara Janocha: Muslimische Frauen: Soziales Handeln religiös motiviert.
Ramona Bayer: Der Weg ist das Ziel ist die Ent- wicklung. Der Weg eines Deutschen zum Tibetischen Buddhismus.
Peter Antes: Fremd und doch vertraut. Eindrücke religiöser Vielfalt in und um Hannover oder: Religiöser Pluralismus in Deutschland.

Das sagen Andere

"Bemerkenswert ist die deutliche Präsenz der ForscherInnen in ihren Beiträgen. Hier spiegelt sich die Nähe-Distanz-Thematik auf eigene Weise und die gegenseitige Bezogenheit von forschendem Subjekt und erforschtem Objekt ist unübersehbar. Man erfährt z. B., dass ungewollte Nähe zum Abbruch der Feldarbeit führen kann, dass persönliche Zugänge von Bedeutung und Gegenfragen mitunter irritierend sind. Diese 'Integration' der Forscherpersönlichkeit ist ungewohnt, im Hinblick auf die Ergebnisse der Studien aber angenehm relativierend. In der Bewusstmachung der subjektiven Anteile in der wissenschaftlichen Arbeit liegt möglicherweise ein weiterer - auch im Hinblick auf die Religionswissenschaft allgemein sowie die Wissenschaft überhaupt - nicht zu unterschätzender Wert der lokalen Religionsforschung."
Cordula Conrad, in: ZfR 14, 2006, Heft 1.